Die Regierung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat nach den schweren Verlusten des türkischen Militärs in Folge der Luftangriffe im syrischen Idlib weitreichende Maßnahmen im Bereich soziale Medien ergriffen. So veranlasste die türkische Regierung noch am Donnerstagabend die Sperrung von sozialen Medien. Betroffen waren die Plattformen Twitter, Facebook, Instagram und YouTube. In diesen wurde die wahren Verluste nach dem Luftangriff in Syrien verheimlicht. Während die türkische Regierung von 33 Verlusten spricht, war in den sozialen Medien längst von mehr als 100 Opfern die Rede.
Dabei sollen Text- und Sprachnachrichten sowie Videos beweisen, dass tatsächlich mehr als 100 Soldaten durch den Luftschlag ums Leben gekommen sind. Diese Nachrichten wurden binnen kürzester Zeit auf Twitter und den anderen Plattformen verbreitet. Regierungsnahe Medien berichteten umgehend, dass das türkische Militär große Verluste auf Seiten der syrischen Armee verursacht habe um die Situation zu relativieren.
Kein Vertrauen in regierungsnahe Medien
Den regierungsnahen Medien wird schon seit langem unglaubwürdige und parteiische Berichterstattung vorgeworfen. So suchen viele türkische Bürger nach Alternativen. Dabei verlassen sie sich überwiegend auf die Plattform Twitter. Der Kurznachrichtendienst gilt in der Türkei mittlerweile als stärkstes Portal für den Bezug von glaubwürdigen journalistischen Inhalten und Nachrichten.
Auch die anderen Plattformen waren von den Maßnahmen betroffen. Während Facebook, Instagram und Youtube in einem gewissen Zeitraum gar nicht zu erreichen waren und die Internetgeschwindigkeit drastisch gesenkt wurde, blieb die Nachrichtenplattform Whatsapp von den Maßnahmen vorerst verschont. Beobachter vermuten, dass Whatsapp aufrecht erhalten wurde, weil diese Plattform von der staatlichen Bürokratie ständig genutzt wird. Dennoch soll der Austausch von Fotos und Videos eingeschränkt sein.
VPN-Netzwerk umgeht Restriktionen
Um den Maßnahmen ausweichen zu können, nutzen deshalb viele Türken ein VPN-Netzwerk, mit dem sie die Verbote umgehen und auf einem anderen Internet-Netzwerk weiter surfen können. Vor allem Regierungskritiker nutzen das VPN-Netzwerk.
Laut der Internetbeobachtungsplattform “Netblocks” ist das die größte Restriktion im Bereich Internet seit drei Jahren in der Türkei. Zuletzt sei das Internet Ende 2016 dermaßen eingeschränkt gewesen. Eine ähnliche Maßnahme ergriff die türkische Regierung 2013 in Folge der Korruptionsvorwürfe gegenüber der türkischen Regierung.